Samstag, 18. Oktober 2008

Arbeit ist Arbeit

Heute bin ich um halb sechs aufgestanden, um meine 18jährige pünktlich beim Berufsorientierungsseminar abliefern zu können. Von 8 - 20 Uhr wird sie mit einem professionellen Coach ihre Stärken und beruflichen Neigungen erarbeiten, um danach den passenden Beruf für sich herauszufiltern. Normalerweise sind derartige Seminare schw...teuer, das Angebot der heimatlichen Volkshochschule ist zum Glück erschwinglich.

Möge es den gewünschten Erfolg bringen. Meine Tochter gehört nämlich zu den Schülern, denen das Lernen Spaß macht und die regelmäßig sehr gute Noten mit nach Hause bringen. Sie liebt es, sich ständig mit Neuem zu beschäftigen. Bloß kein Stillstand, bloß keine Langeweile. Bitte keine Routine und möglichst wenig Papierkram. Ein Studium sollte es sein, möglichst an einer Uni.
Tja, aber mit welchem Ziel?
Drei Praktika in unterschiedlichen Branchen hat sie erfolgreich absolviert. Zwei Arbeitgeber haben ihr bezahlte Nebenjobs angeboten.

Sie hat die Qual der Wahl - und kann sich nicht entscheiden.

Als ihre Mutter versuche ich natürlich, sie so gut wie möglich zu unterstützen, ohne sie zu bevormunden. Mal lasse ich auffällig unauffällig eine interessante Berufsreportage für sie auf dem Tisch liegen. Dann wiederum erzähle ich scheinbar unabsichtlich von den Kindern von Arbeitskollegen, Nachbarn, Freunden und Bekannten, die erste Berufs- oder Studienerfahrungen sammeln. Natürlich riecht sie den Braten. Schließlich ist das Kind nicht dumm, ist ja meine Tochter ;-).
Wenn's ihr zu viel wird, verdreht sie die Augen. "Jaaa, Mama." Genervter Ton. Stapf, stapf, die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Rumms! Tür zu. Kurz darauf leises Gemurmel hinter verschlossenen Türen. Skype stellt die Verbindung zu Freund und Freunden her. Mütter können ja so nervig sein.

Wie war's bei mir? Damals, 1974, ein halbes Jahr vor dem Abitur? Wenn ich ehrlich bin, nicht viel besser. Ich war mir nur in einem sicher: Auf keinen Fall wollte ich im Anschluss an die Schule auch noch ein Universitätsstudium durchziehen. Ich blühe auf, wenn ich etwas konkret ausprobieren und anpacken kann, instinktiv habe ich das damals schon erkannt. Aber eine konkrete Berufsvorstellung hatte ich auch nicht entwickelt. Schließlich wurde es meiner Mutter zu dumm. Sie schnitt mir eine Angebotsanzeige für eine Fachhochschulausbildung aus der Zeitung aus. "Da bewirbst du dich." Was soll ich sagen, es war das Richtige für mich. Manchmal kennen Mütter ihre Kinder doch recht gut :-).

Eins hat sie mir damals jedoch nicht erklärt: Arbeit ist Arbeit.

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Der Philosoph, Business-Motivationstrainer und Humorist Larry Winget hat ein Buch geschrieben, das ich klasse finde und das ich uneingeschränkt empfehlen kann: "Halt den Mund, hör auf zu heulen und lebe endlich - Der Tritt in den Hintern für alle, die mehr wollen" Ohne Beschönigung bringt er darin wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse auf den Punkt. Das Buch wendet sich an alle, die von Zeit zu Zeit mal inne halten, um das eigene Leben zu reflektieren. Kernaussage ist: Nur ich selbst trage die Verantwortung für mein Leben. Ausreden sind nicht zugelassen.

Schonungsloser Realismus ist angesagt. So schreibt Winget zum Beispiel zum Thema Arbeit: "Egal, wie sehr Sie das, was Sie tun, auch lieben, manchmal ist es einfach harte Arbeit! Und manchmal macht es keinen Spaß. Und manchmal hassen Sie es. Sogar, wenn das, was Sie tun, die wahre Erfüllung dessen ist, wonach Herz, Gedanken, Körper und Ihre Seele drängen, werden Sie dieser Tätigkeit manchmal überdrüssig sein und sie hassen. Das ist die Wirklichkeit... Sehen Sie dieser Tatsache ins Auge....Lieben Sie die Teile davon, die Sie lieben können, und ertragen Sie einfach den ganzen Rest."

Natürlich hat Winget Recht - wir in unserem fortgeschrittenen Alter wissen das. Aber wie viele junge Menschen, die noch auf der Suche sind, glauben ernsthaft, ein Beruf müsse in erster Linie Spaß machen?

Für meine liebe Tochter und ihre Altersgenossen hier meine Weisheiten zum Sonntag:

Der Appetit kommt beim Essen. Entscheidet Euch. Fangt an. Schließt eine Ausbildung/ein Studium ab. Das Leben wird Euch ganz von selbst neue Türen zu neuen Wegen öffnen, die Ihr beschreiten könnt. Das Schlimmste, was Euch passieren kann ist stehen zu bleiben, bevor es überhaupt losgeht. Habt Mut!

PS: Meiner Tochter habe ich Wingets Buch auf den Schreibtisch gelegt. Hier Wingets Internetadresse: http://www.larrywinget.com/

Kann sich noch jemand an Alice Cooper erinnern? Hier ist er mit Eightteen:

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