Samstag, 10. Oktober 2009

Mode - wer ist schon normal?

Was für eine Aufregung! Da kündigt die Zeitschrift "Brigitte" an, künftig keine Magermodells mehr für ihre Modebeiträge einsetzen zu wollen und prompt setzt eine heiße Diskussion in den Medien ein. Wird das am Ende Schule machen? Stehen bald Millionen dürrer Laufsteig-Mädels ohne Job auf der Straße?

Die "Brigitte" ist mit ihrer "revolutionären" Idee in aller Munde- worüber sie sicherlich nicht böse sein wird. 181 Print-Beiträge zeigt Google zu diesem Thema an und vor ein paar Minuten widmete auch der seriöse WDR 2 kostbare Sendeminuten dafür. Kaum ein Kommentar kommt zu dem Ergebnis, dass die Aktion der Zeitschrift einen neuen Trend setzen wird. Die meisten gehen davon aus, dass auch die Brigitte sehr schnell zu mageren Models zurückkehren wird, sobald der Aufmerksamkeitseffekt verpufft ist.

Was ich von der Aktion halte? Zum einen begrüße ich sie, weil ich mich selbst in jüngeren Jahren nicht in den abgebildeten Mädchen wiedererkannt habe. Dabei mag ich Mode. Aber intuitiv suche ich heute natürlich nach Beispielen für Frauen meines Alters, also für Frauen mit 50 plus.

Meine typische Frage ist: Wie kombiniere ich ein modisches Teil so, dass ich mich meinem Alter und meiner doch eher jugendlich inneren Einstellung entsprechend damit wohlfühlen kann? Gute Styling-Tipps liefert mir da häufig die Zeitschrift Instyle. Ein und dasselbe Kleidungsstück wird stylistisch aufbereitet für Frauen von 20, 30, 40, 50, 60 Jahren. Das nenne ich wirklich hilfreiche Tipps ohne Modediktat. Davon wünsche ich mir mehr.

Ansonsten habe ich beim Thema Mode die leidvolle Erfahrung gemacht, dass die tragbare Mode nicht auf den Laufstegen, sondern in den Geschäften gemacht wird. Und meistens läuft sie dem wirklichen Leben hinter. Wie lange hat es zum Beispiel gedauert, bis ansprechende Mode endlich auch in XL-Größen angeboten wurde? Und bei Hosen gab es Kurzgrößen lange Zeit nur in Jersey und mit Gummibund - für die eher betagte Dame. Erst jetzt setzt sich der erfreuliche Trend durch, auch modische Hosenmodelle in K-, N- und L-Größen anzubieten.

Das Tolle an uns Frauen ist nämlich, dass wir ebenso wie Männer alle völlig unterschiedlich sind. Groß, klein und mittel und dick, dünn und mittel. Von diesem Standpunkt aus betrachtet ist es reiner Zufall, wenn eins der Modelle an den Kleiderständern "wie für uns gemacht ist".

Und was das Geschehen auf den Laufstegen der Welt angeht - nun ja, für mich ist das eine kleine, in sich abgeschlossene Welt, ähnlich wie ein Zirkus, ein Variéte oder meinetwegen auch ein Theater. Gelegentlich sehe ich es mir gerne an, aber mit meinem eigenen Leben hat es nichts zu tun.



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